Biodiversität

Auch wenn die Artenvielfalt die anschaulichste Form der Biodiversität ist, umfasst letztere noch viel mehr. Zu ihr gehört auch die Vielfalt der unterschiedlichen Lebensräume, wie Gewässer, Wald und Wiese und auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, wie Sorten und Rassen. Im Bernrieder Park treffen wir auf einen ungewöhnlichen Reichtum der Natur. Er ist mittlerweile weit bekannt für seinen außergewöhnlichen Reichtum an Tot- und Altholzfauna und Habitaten sehr seltener Urwald-Relikt und FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Arten.

Bis zu 450 Jahre alt sind manche Eichen und Buchen, die alleinstehend inmitten einer ehemals mittelalterlichen Weidelandschaft oder als Gruppen in naturnahen Laubmischwäldern und Feuchtwaldflächen zu bewundern sind.

Die Bäume bieten geschützte Brutplätze für Spechte und andere auf Baumhöhlen angewiesene Tiere, beherbergen Fledermäuse, Baummarder und Siebenschläfer und bilden eine Symbiose mit Pilzen im Boden. Sie sind Heimat verschiedener, meist seltener und vom Aussterben bedrohter Insekten und Käfern. Hier sei im Park besonders der äußerst seltene Eremit oder Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) genannt, eine echtes Urwaldrelikt, der vor allem im Mulm der Astgabeln lebt und diesen manchmal lebenslang nicht verlässt.

Der Bernrieder Park ist weithin bekannt für seine alten wie sehr alten Eichen und Buchen. Die Bäume stellen einen nicht zu ersetzenden Lebensraum für viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten dar. Der europarechtlich streng geschützte Juchtenkäfer oder Eremit (Osmoderma eremita) z.B. wurde im Park an elf Bäumen nachgewiesen, an weiteren wird er vermutet. Die Tot- und Altholz-Flora genießt im Park hohe Priorität.

Der Bernrieder Park ist mit seiner hohen Anzahl an Methusalembäumen ein Biodiversitäts-Schwerpunkt . Als Methusalem-Bäume werden Baumindividuen bezeichnet, die ein gewisses Alter und einen erheblichen Umfang erreicht haben. Bäume werden normalerweise wirtschaftlich verwertet, d.h. in einem bestimmten Alter gefällt. Nur in Parks oder jetzt vermehrt im Bayerischen Staatswald dürfen sie alt werden. Alte, nicht junge Bäume aber sind für die holzbewohnenden (Xylobionten) Insekten, Pilze, Tiere besonders wertvoll. Im Gemeindegebiet von Bernried mit Schwerpunkt im Bernrieder Park gab es in den Jahren 2010 – 2015 ein großes Biodiversitätsprojekt (Bayernnetz Natur-Projekt Bernrieder Vorsprung – Baumriesen, Naturerbe und Artenvielfalt am Starnberger See), in dem die biologische Vielfalt wissenschaftlich untersucht wurde. Schwerpunkte waren Nährstoff- und Mykorrhiza- Bodenuntersuchungen, mykologische Untersuchungen an Biotopbäumen und die Entwicklung eines baumökologischen Erfassungsmodells zur Bewertung von Biotopbäumen.

>> Website “Bernrieder Vorsprung”

Für Eigentümer, Baumpfleger und Interessierte wurde eine Ratgeberfibel zur Erkennung und Pflege von Biotopbäumen erstellt. Dieses Projekt wurde 2016 mit dem Bayerischen Umweltpreis ausgezeichnet. 2021 endete ein weiteres, ebenfalls vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördertes Nachfolgeprojekt „Biodiversitätsoptimierung am Beispiel von Biotopbäumen und Wiesen im Bernrieder Park“, das 2018 begonnen wurde. Die Dokumentation hierzu ist in Bearbeitung.>>

>> Ratgeberfibel zur Erhaltung von Altbäumen (5 MB)

>> Link “Von Baumriesen lernen” , Maßnahmen und Lösungsbeispiele (Projektbericht 2015) (40 MB)

Das Westufer des Starnberger Sees zeichnet sich durch ein besonderes Mikro-Klima aus. Schilfgürtel schützen das Ufer, Knabenkraut, eine Orchidee, kann man auf nicht bewirtschafteten, aber einmal im Jahr gemähten Grünflächen finden. Der Biber fällt fleißig Bäume am Ufer, die meistens in den See fallen. Rehe sieht man nicht selten aus nächster Nähe von den Wegen aus.

In sog. Zeidlerbaum, eine im Sturm abgebrochene Lärche, wurde 2020 in einer dafür extra angelegten Baumhöhle ein Bienenvolk eingesetzt (wie im Mittelalter). Durch eine Rückverwilderung der Bienen soll ihr Bestand vor allem vor dem Befall der Varroamilbe gestärkt werden.

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